Gottesmutter vom Blute Rom - Entstehung
„Dieser universelle und gleichzeitig zentrale Charakter des Mysteriums des Blutes Christi hängt davon ab, dass das blutige Opfer Christi an der Grundlage aller Beziehungen zwischen Gott und der Menschheit steht und somit im Zentrum der gesamten aktuellen Heilsökonomie: Darum fließen notwendigerweise alle Elemente unseres Glaubens ohne Ausnahme in diesem Zentrum zusammen und von hier aus gewinnen sie Licht und Heilsmäßigkeit im Hinblick auf die Menschheit. Der heilige Albert, der Große, sagte: Es ist eine abgrundtiefe Weisheit, wie durch das Blut Christi die Welt erlöst worden ist, und in diesem Abgrund sind uns alle Geheimnisse des Glaubens geoffenbart…Der gesamte Glaube beruht auf dem Sakrament des Blutes“. Das sind große Worte, die wir mit erstaunlicher Ähnlichkeit auch bei unserem heiligen Caspar finden. Er sagt: „Alle Glaubensgeheimnisse durchdringen einander im unendlichen Preis der Erlösung wie die Linien eines Kreises im gemeinsamen Mittelpunkt. In der Verehrung des Göttlichen Blutes ist der Glaube selber zusammengefasst.“ Tatsächlich, das Geheimnis des Blutes reicht seine Wurzeln in die Abgründe der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, die ihre ewige Herrlichkeit gerade „im Kostbaren Blute“ offenbart, im Blut des „fehlerfreien und makellosen Lammes Christus, der schon vor Erschaffung der Welt dazu ausersehen war“ (vgl. Petrus, 1, 20). Die drei göttlichen Personen tragen, wenn auch auf verschiedene Weise, zur Verwirklichung dieses Geheimnisses bei, und zu seiner heilswirksamen Anwendung für Seelen. Genau darauf richtete sich die gesamte Erwartung des Alten Testamentes, ja man muss sagen: Der gesamten antiken Religion. In diesem Blut kommen alle Geheimnisse Christi zusammen und finden ihre unüberbietbare Einheit: Von der Inkarnation bis zur Erlösung (Jesus war immer ein Opfer des Leidens, angefangen von der Grotte von Bethlehem bis zur Vollendung des Kreuzesopfers). Darum rief unser Heiliger voll inniger Anteilnahme aus, dass in jeder Tat, in jedem Empfinden, in jedem Schmerz des irdischen Daseins unseres Erlösers das Siegel des Blutes eingeprägt war, das er eines Tages am Kreuz vergießen sollte. Was ist zu sagen über die Verehrung Mariens? Der heilige Caspar liebte diese Mutter im Himmel mit dem Herzen eines Engels. Für ihn war Maria vollständig eingetaucht in den übernatürlichen Glanz, der vom Geheimnis des Blutes ausstrahlte, das am Anfang all ihrer Größe steht. An diesem Punkt unserer flüchtigen Abhandlung über den Inhalt der Verehrung des Kostbaren Blutes beim heiligen Caspar ist es notwendig, dass wir uns seiner Verehrung Mariens zuwenden, denn diese spielte in seinem Charisma eine große Rolle. Der heilige Caspar sagte auf eine sehr unmittelbare und sichtbare Weise, wie er Maria im Glaubensgeheimnis und der daraus folgenden Spiritualität sieht. Er drückt es durch ein Liebesbild aus, das er selber erdachte und malen ließ, und das er immer bei allen seinen Unternehmungen als besonders kostbaren Gegenstand mit sich trug. Diesem Bild hatte er den Titel „Madonna von den Missionen“ gegeben, oder „Madonna vom Kostbaren Kelch“. Aber noch genauer könnte man sie nennen: „Madonna vom Kostbaren Blut“. In der Praxis seiner Kongregation, die von ihm selber gegen Ende seines Lebens dem getreuen Jünger Don Giovanni Merlini diktiert worden war, hinterließ er eine genaue Beschreibung, die gleichzeitig eine authentische Interpretation ist: „Es ist dargestellt (auf einem Bild) die selige Jungfrau Maria, die das Jesuskind trägt. Jesus hält in der rechten Hand den Kelch des Kostbaren Blutes und zeigt ihn der Mutter, während dieselbe selige Jungfrau die Sünder einlädt, in diesem göttlichen Heilmittel Kraft zu schöpfen, das für die Menschen mit glühender Liebe bereitet wurde, um die Sünden auszulöschen und um sich neu mit den Tugenden zu bekleiden.“ Dies ist eine Zusammenfassung marianischer Theologie und Spiritualität, wie sie der heilige Caspar sah. Nun wollen wir versuchen, die einzelnen Komponenten hervorzuheben. Maria als Mutter Gottes In dem so geschätzten Bild sehen wir vor allem die innigste Verbindung zwischen Maria und dem Blut Christi, im Geheimnis ihrer göttlichen Mutterschaft. Sie erscheint als Mutter des Erlösers, indem sie auf dem Schoß Jesus empfängt, der den Kelch des eigenen Blutes trägt. Dieses Blut ist auch das Blut Mariens, denn es bildete sich in ihrem unbefleckten Schoß, zusammen mit dem Leib: „Aus dem keuschen und reinen Blute der Jungfrau“, wie der heilige Johannes von Damaskus sagt. Das ist die erste glorreiche Beziehung zwischen Maria und dem Kostbaren Blut, die Wurzel und das Fundament aller weiteren Beziehungen. Indem sie das Wort Gottes annahm, wurde sie Mutter Jesu; und indem sie in freiem Glauben und Gehorsam ihr bewusstes Mitwirken an dem wunderbaren Wachsen der Menschheit Christi in ihrem Schoß gegeben hatte, wurde sie der erste Ursprung seines Blutes. Wenn also die Kirchenväter „Leib Christi, Leib Marias“ sagen, dann können und müssen wir auch bekennen: „Blut Christi, Blut Marias“. Der Gedanke dieser innigsten Verbindung zwischen Maria und dem Erlöserblut war dem heiligen Caspar so sehr geläufig, dass er in seinen Briefen, wenn er die Verehrung des Blutes andeutet, nicht umhin kann, auch an Maria zu erinnern. Es scheint, dass er das eine nicht ohne das andere aussprechen kann: „Vertrauen wir auf die Verdienste des Göttlichen Blutes…Geben wir unseren Gebeten größeren Wert durch die Fürsprache Marias…Vertrauen wir uns dem großen Heilmittel der Verehrung des Göttlichen Blutes an und nehmen wir Zuflucht zu Maria. – Verbleiben wir in den liebevollen Herzen von Jesus und Maria.“ Aussprüche dieser Art könnte man zu Hunderten sammeln. Aneinandergereiht würden sie ein Liebeslied für jene bilden, die „die Kostbare Quelle des Blutes Christi“ genannt wurde. Maria als unsere Mutter und ihre Mitwirkung an der Erlösung Aber da ist eine zweite Beziehung zwischen dem Blut Jesu und Maria, die noch herrlicher als die erste zu sein scheint, weil sie nicht auf der biologischen Gegebenheit beruht, sondern ausschließlich auf der hochherzigen Zustimmung zum Willen des Vaters: Maria ist zu innigst mit dem Werk der Erlösung für die Menschen verbunden, das Gott durch das Blut Christi verwirklicht. Wir sehen in dem Bild Caspars, wie Jesus gleichzeitig sein Blut dem Vater aufopfert, es den Menschen darreicht zu ihrem Heil und es seiner Mutter zeigt. Während er seine kleine Hand vertrauensvoll auf ihren Arm legt, scheint er ihre Aufmerksamkeit wecken zu wollen mit der Bitte um ihre Zustimmung und um ihr Mitwirken. Diese Darstellung ist lieblich, ja idyllisch, sie ist gerade deshalb geeignet, die Herzen anzusprechen und dort das Glaubensgeheimnis von Maria einzuprägen, die „unsere Mutter und Miterlöserin der Welt“ ist. Diesen Titel gab ihr Caspar mit großer Begeisterung, obwohl es in der damaligen Zeit einigen als Übertreibung vorkam. Dieses Geheimnis sah Caspar in Maria von jenem Augenblick an verwirklicht, da sie Mutter des Erlösers wurde, aber es schien ihm noch deutlicher ausgedrückt „zu Füßen des Kreuzes“, wo Maria, die Makellose und Schmerzhafte um unseretwillen, in ihrem Herzen das Blut auffing, das ihr Sohn am Kreuz vergoss. Sie erlitt im Herzen das Kreuz, die Dornen und die Nägel, die den Sohn marterten: Darum hat uns Maria unter dem Kreuz als Kinder angenommen. Die schmerzhafte Verwirklichung des Geheimnisses Mariens als Miterlöserin fand beim heiligen Caspar in einer weiteren sichtbaren Darstellung ihren Ausdruck, dieses Mal aber nicht idyllisch, sondern dramatisch. Auch dieses Bild trug er, zusammen mit dem ersten, mit sich bei den Missionen: Hier war Maria dargestellt, wie sie in der einen Hand die Dornenkrone hält, von der noch das Blut Jesu tropft, während sie in der anderen Hand ein weißes Leinentuch hält, das von jenem Kostbaren Blut besprengt ist, das sie liebevoll von jener grausamen Krone auffängt. Maria als Mittlerin aller Gnaden Die Sendung Mariens als Miterlöserin vollendet sich in jener als Mittlerin aller Gnaden. Auch dieser Titel war gleichermaßen wie der erste dem heiligen Caspar besonders teuer. In seinen Predigten lud er die Gläubigen ein, zu Füßen des Kreuzes zu stehen „zusammen mit der königlichen Mittlerin des Universums“. Aufgrund des göttlichen Willens und ohne etwas von der Würde und Wirksamkeit Christi als dem einzigen Mittler wegzunehmen oder hinzuzufügen, sorgt sich tatsächlich Maria in mütterlicher Liebe um uns und leitet uns an, die Heilsgnaden anzunehmen, die Christus mit seinem Blut erworben hat. Sie bekommt sie für uns und wendet sie auf unsere Seelen an. Und auch folgendes sehen wir auf dem Bild von der Madonna mit dem Kelch dargestellt: Die jungfräuliche Mutter lädt mit ihrem Gesichtsausdruck und mit der Geste ihrer Hand die Gläubigen ein, dass sie doch kommen mögen, um sich durch das Blut Christi Schätze zu sammeln. Durch ihr Eingreifen öffnet sie den Zugang zur Quelle aller Gnaden. Diese Geste ist in ihrer Darstellung eine Einladung, die uns erkennen lässt, was Maria selber ist, nämlich die gute Mutter, die uns im Namen des Sohnes die Gaben des Heiles zusichert und anbietet. Und während sie unsere Herzen für das Vertrauen auf die unbegrenzte Kraft des Erlöserblutes bereitet, hält sie Fürsprache beim Sohn, damit er, Kraft seiner ewigen Mittlerschaft, beim Vater fortfahre, die Schätze seines Blutes auszugießen. Dieses ist tatsächlich die Deutung, die der heilige Vinzenz Pallotti dem Bild gegeben hat. Wie wir schon gehört haben, war er mit dem heiligen Caspar sehr befreundet, und er kannte dessen Spiritualität durch und durch. Diese Deutung können wir gerade deshalb ganz und gar mit dem Gedanken des heiligen Caspar konform ansehen. Pallotti sagte: „Jesus zeigt sich bewegt von den Bitten Marias, seinem ewigen Vater sein Kostbares Blut aufzuopfern, um die Fülle des göttlichen Erbarmens zu unseren Gunsten zu erlangen, die wir armselige Sünder sind.“ Darum kann man bestätigen, dass sich Maria zur Mittlerin der Gnaden macht. Auf symbolische Weise sammelt sie in ihren Händen das Blut Christi, um die Welt zu reinigen und zu retten. Das ist die geläufige Vorstellung des heiligen Caspar, der sie in seinen Predigten ausführte, indem er sich u.a. auf Thomas von Aquin bezieht. In einer Predigtnotiz lesen wir: „St. Thomas, der Doctor angelicus, bezeugt in seinem Opusculum 68 c.31, dass es zu seiner Zeit üblich war, die heiligste Jungfrau auf der rechten Seite des Gekreuzigten darzustellen und mit einem goldenen Gefäß in der Hand, in dem sie das Blut auffing, das aus der Seitenwunde herausströmte.“ Die Mittleraufgabe Marias wurde besonders bei den missionarischen Einsätzen hervorgehoben, wenn der heilige Caspar, etwa in der Mitte der Volksmission, dem Volke das Bild von Maria mit dem Kelch vorstellte, das dann auf dem Podium aufgestellt blieb bis zum Schluss der Mission. Das geschah mit großer Feierlichkeit, indem ihr die Mission und die Seelen anvertraut wurden. Von diesem Moment sagte er: „Die Mission nahm eine gute Wendung, mehr noch, sie fasste Feuer: Denn die Madonna machte die Mission“. Durch ihre Vermittlung erlangte er tatsächlich unerwartete Bekehrungen, wunderbare Eingriffe von oben und all die erstaunlichen Erfolge im Apostolat. Darum gab er ihr die Titel einer „großen Missionarin“, „Eroberin“ und „Herrin der Herzen“, „Heerführerin der Missionen“. Was Caspar selber betrifft, so lässt uns Don Biagio Valentini wissen, dass er versicherte, „dass er alles Gute, was er auch immer tat und getan hatte, immer auf Maria bezog, durch deren Hände Gott die Gnaden strömen ließ, die Kraft und das Licht, mit dem sie ihn unterstützte“. Und das, was Caspar von sich glaubte – dessen können wir sicher sein – das dachte er auch von allen anderen, denn alle menschlichen Geschöpfe sind der mütterlichen Sorge anvertraut, während Jesus für alle die Schätze der Gnaden mit seinem Blut und Leben ausströmte. Darum schreibt er in der Einleitung zu seinem Werk „Direttore diretto“: „Es geht um die Förderung der Wissenschaft der Heiligen, die die Seelen erwerben und üben sollen.“ Dann betete er: „Gütige Mutter…erlange von Gott, dem Barmherzigen, dass mit diesem kleinen Werk der Pfad des Heiles erleichtert werde in der Ausübung des Guten, im Anstreben der Tugend durch Milde und wohltuende Hilfestellung, sowie durch die Eingebung der Erkenntnis Gottes für die Seelen, die Dir Jesus anvertraut hat, als er am Kreuz das Blut vergoss…Damit man immer mehr erkennt, dass Du die Leitung bist für die göttlichen Gnaden und die Mutter dieser Gnaden selbst. Wie lieblich ist es doch, Deinen Namen anzurufen und auf alle erlösten Kinder Deinen mütterlichen Segen herabzurufen!“ Maria als Lehrmeisterin der Verehrung des Kostbaren Blutes Aufgrund dieser einmaligen Beziehungen zwischen dem Geheimnis Marias und jenem des Blutes Jesu, wie sie vom heiligen Caspar erfasst und gelebt wurden, können wir verstehen, welche Rolle die Verehrung der seligen Jungfrau in der Spiritualität spielte, die unserem Heiligen zu eigen ist. Maria ist jene, die mehr als alle anderen Geschöpfe in ihrem Herzen und in ihrem Leben das Geheimnis des Erlöserblutes in seiner geschichtlichen Verwirklichung erfahren hat, während sie bis in die Gegenwart hinein fortfährt, es auf uns anzuwenden in seiner Heilsbedeutung. Darum sieht der heilige Caspar Maria als die wahre Lehrmeisterin der Verehrung des Kostbaren Blutes: „Es ist schön, mit Maria zu Füßen des Kreuzes zustehen! Dort stehen wir zusammen mit der Mutter Gottes, die auch unsere Mutter ist, mit der Fürsprecherin der Sünder, mit der königlichen Mittlerin des Universums, mit der Lehrmeisterin der Wahrheit. Am Lehrstuhl des Kreuzes unterrichtet uns die gütige Mutter, Jesus zu lieben, ihn nachzuahmen in der Tugend, deren Meister er am Kreuz ist. Und sie entflammt uns mit Eifer, um dem Erlöser zu trinken zu geben, der nach Seelen dürstet.“ Liebe, Heiligung, Apostolat: Das sind genau die drei kostbaren Früchte, die nach unserem Heiligen aus der Verehrung des Blutes Christi für die Gläubigen hervorgehen müssen. Aber dieses geistliche Lehramt Marias bringt nicht nur eine abstrakte Wahrheit, die es zu lernen gibt. Es bedeutet auch ein Modell, das nachzuahmen ist, so wie eine lebendige Verpflichtung, die sie annimmt, zur Leitung der Seelen, indem sie sie auf dem Weg des Heils begleitet, stärkt, unterstützt und ermutigt, den Jesus mit blutigen Spuren vorzeichnet: „Steigen wir den Weg nach Kalvaria hinauf zwischen Jesus, der das Kreuz trägt, und Maria, der Schmerzensreichen, die uns begleitet. – Stehen wir mit Maria zu Füßen des Kreuzes, das die Leiter zum Himmel ist: Sie wird uns auf den Weg geleiten, bis wir zum heiligen Berge Gottes gelangen; nehmen wir uns vor, die große Verehrung…des Kostbaren Blutes unseres Herrn Jesus Christus noch mehr zu verbreiten. Sie ist die Quelle und Fundgrube für jegliches Gut: Maria sei unsere Führerin.“ Auch auf diesem Gebiet, wie im gesamten übrigen geistlichen Leben, wurde Caspar nicht müde zu ermahnen: „Die große Mutter sei unsere Führerin und Lehrerin sowie unser Urmodell und Beispiel nach Jesus.“ Daraus folgt, dass es zum Verständnis und zur Ausübung der wahren Verehrung des Blutes Jesu notwendig ist, in besonderer Weise mit Maria verbunden zu sein und in gewisser Hinsicht in ihr Herz einzutreten: Gerade die Liebe zum Kreuz Jesu, oder wie es der heilige Caspar aufgefasst hat: Die Liebe zum „Lamm, das sich auf dem Altar des Kreuzes verblutet hat“, lässt uns in das Heiligtum des Herzens Marias eintreten. Denn wie der Heilige sagt: „Maria hat uns am Fuß des Kreuzes als Kinder angenommen, darum werden wir immer im Herzen Marias vereint leben, wenn wir in Liebe und Treue das Kreuz umfangen.“ Die Liebe zum Blut Christi und die Liebe zur Mutter im Himmel sind also unzertrennlich: Das eine erfordert das andere. Darum sah unser Heiliger die Verehrung Marias als notwendige Ergänzung zu jener „großen Verehrung“. Von daher kommt beim heiligen Caspar jenes ständige Anrufen des Namens und Herzens Marias. U.a. setzt er sich dafür ein, dass „das Offizium vom heiligen Herzen Marias allgemein in der Kirche eingeführt werde“. Er wollte Maria immer bei sich haben – dargestellt durch sein Lieblingsbild als Madonna vom Kostbaren Blut. Darum wurde auch dieses Bild als eigentlich unterscheidendes Abzeichen seines Apostolates und seiner Kongregation angesehen. Darum wollte er es überall bekannt machen und von allen verehren lassen, was uns u.a. vom heiligen Vinzenz Pallotti mit unvergesslichen Akzenten bezeugt wird. Als dieser nämlich von den „Mühen“ spricht, die der Diener Gottes aushalten musste für die Verbreitung dieses Bildes, da schließt er folgendermaßen: „Ich kann sagen, dass ich den Diener Gottes dermaßen verliebt (man gestatte mir den Ausdruck) und begeistert erlebt habe, dass ich glaube, er hätte das Bild wohl an alle Orte der Erde verbreiten wollen, und es wäre sein großer Trost gewesen, wenn er gesehen hätte, wie alle den Gebrauch dieses Bildes fördern.“ Soweit Don Luigi Contegiacomo von der Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut.
Katharina, die Tochter Jakobs von Beningcasa, nimmt einen bedeutenden Platz in der italienischen Literaturgeschichte ein. Diese demütige „ungebildete“ Frau aus dem Volke hat etwa 375, von den Jüngern nach Diktat niedergeschriebene Briefe hinlassen. Während der letzten Monate, die ihres Aufbruchs nach Rom, wo sie im Alter von nur 33 Jahren den Tod finden sollte, hatte sie ihr Buch, den Dialog der göttlichen Vorsehung, den sie in der Ekstase diktierte, verfasst. Ebenfalls während ihrer Ekstasen wurden ohne ihr Wissen die Orationen oder Gebete gesammelt, die sie an den Herrn richtete. Sie stellen wegen der Höhe ihrer theologischen Gedanken ihr zwar kürzestes, aber erhabenstes Werk dar. Das Leben Katharinas von Siena spielte sich in zwei Perioden ab: Während der ersten führte sie ein fast verborgenes Leben, das von der Geburt bis zu ihrem 20. Lebensjahr dauerte. Man kann diese Zeit eine Vorbereitungsperiode nennen, sie sich erst in den Mauern des Elternhauses, dann in der Gemeinschaft der schlichten sienensischen Tertiarinnen abspielte bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie selbst sich zum Leben außerhalb der Gemeinschaft berufen fühlte. Die zweite Periode von nur dreizehn Jahren bedeutet eine andauernde Erweiterung dieses nach dem Guten strebenden Geistes durch Werke der Nächstenliebe und des Glaubenseifers: Erst in ihrer eigenen Stadt, dann in den sienensischen Dörfern und Burgen. Danach müht sie sich in ganz erstaunlicher Weise um das Wohl der benachbarten Stadtrepubliken und anschließend ganz Italiens, und endet in einem einzigartigen Apostolat zum Wohl der Kirche und der Gesellschaft: Siena, Florenz, Pisa, Avignon und Rom sind nacheinander Schauplatz dieser wunderbaren Aktion, und Rom nimmt deren letzte Ausprägungen und letzte Anstrengungen auf. Als Nikolaus Thomaseo St. Katharina die größte Frau der Christenheit nannte, zeigte er, dass er mit dem Lob einverstanden war, das ihr Cornelius a Lapide spendete, der sie „Staunen und Wunder der Jahrhunderte“ nannte, da es unter den Frauen, die die Geschichte nannte (deren Größte in das Zeitalter des Christentums gehörten) keine ihr Vergleichbare gab, denkt man an ihre niedrige Abkunft, ihre Erziehung, fern von jedem wissenschaftlichen Studium sowie an die Höhe, die sie als erleuchtete Meisterin erklommen hat, als wortgewaltige Schriftstellerin, als unvergleichliche Rednerin, als Ratgeberin von Fürsten und Päpsten, ja beinahe als Lenkerin der kirchlichen Geschicke ihrer Zeit. Und wir sehen Katharina diesen raschen Lauf im Zeitraum ganz weniger Jahre vollenden, während diejenigen, die sie kannten, sie bewunderten und alle, die ihr nahestanden, von Begeisterung erfüllt waren.
„Teuerster Sohn in Jesu Christo! Ich, Katharina, Dienerin und Sklavin der Diener Jesu Christi, schreibe Euch in seinem Kostbaren Blute, mit dem Verlangen, Euch das Blut Christi, des Gekreuzigten, kosten und lieben zu sehen; denn wenn ihr Euch desselben öfters erinnert und bedenket, dass es für Euch mit so großem Liebesfeuer vergossen worden, so werdet Ihr das Leben der Gnade empfangen: Es wird dieses Blut das Antlitz Eurer Seele reinwaschen, da es uns ja gegeben ward, um die Flecken unserer vielen und schweren Fehler abzuwaschen. Doch würde uns dieses Blut weder Leben spenden, noch auch das Antlitz unserer Seele reinwaschen, wenn nicht die Seele durch das Andenken an dieses so Kostbare Blut und durch die Betrachtung des göttlichen Liebesfeuers sich in der Tugend üben wollte. Freilich läge dann die Schuld nicht an der Mangelhaftigkeit des Blutes, sondern an uns selbst, die wir uns seine Frucht nicht aneignen, da wir ja die Liebe nicht beherzigen, die sich in diesem Blut findet und die, wenn wir sie recht betrachten würden, uns die Frucht der Gnade spenden würde. Daher dürfen wir, während wir hienieden Zeit haben, nicht schlafen im Bette der Trägheit, sondern müssen das Gefäß des Gedächtnisses sorgfältig mit dem Andenken an dieses Blut anfüllen, und das Auge des Wortes öffnen; dann wird unser Wille durch das Feuer der Liebe, welches uns das Blut erwiesen hat, angetrieben werden, zu lieben, was der Verstand gesehen und erkannt hat. Auf diese Weise werden wir uns berauschen mit diesem Kostbaren Blute und aus Liebe zu ihm mit liebevollem Tugendgefühl verlangen, unsere Habe und uns selbst, unser Leben hinzugeben aus Liebe zum Leben, indem wir uns nicht würdig achten, zu einer so hohen Würde zu gelangen, wie die ist, die rote Rose zu empfangen.“ „All unsere Sünden werden durch dieses Verlangen in der Kraft des Blutes getilgt und hinweggenommen und wir werden eingeschrieben in das Buch des Lebens und der Gesellschaft der bösen Geister entrissen. Zudem wird uns keine Angst, kein teuflischer oder menschlicher Kampf schaden, noch uns unserer Heiterkeit berauben können. Dieses Blut wird uns durch eine heilige und wahre Geduld jede Pein und Beschwerde erträglich machen, so dass wir uns mit dem heiligen Paulus in der Drangsal rühmen. Wir werden an der Pein und Schmach Christi, des Gekreuzigten, Anteil zu nehmen suchen, indem wir zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen uns, in allen Hohn und Schimpf kleiden.“ „O wie glücklich ist jene Seele, die auf eine so süße Weise durch dieses stürmische Meer, die mit demütigem und unausgesetztem Gebete durch die Drangsale der Welt schreitet, beseelt von heiligem Verlangen und berauscht und betrunken vom Blute des unbefleckten Lammes Christi, des Heilandes! Durch dieses Blut werden wir am Ende des Lebens die Früchte all unserer Bemühungen ernten. Dieses Blut nimmt jede Pein weg und spendet jedes Vergnügen, entäußert den Menschen seiner selbst, so dass er sich in Gott wiederfindet. Es bewirkt, dass er seiner Sinnlichkeit entsage; denn mit der Liebe, die er im Blute gefunden, hat er die Eigenliebe aus sich vertrieben. Solch ein Mensch sitzt auf dem Stuhle seines Gewissens und hält über sich Gericht. Er widersetzt sich den Bewegungen der Ungeduld, welche durch Ärger und Murren über den Nächsten in sein Herz eindringen möchten; er trägt alles in wahrer Geduld, ohne Zorn oder freventliches Urteil. In allen Dingen betrachtet er den süßen Willen Gottes, ist bereitwillig zum Gehorsam und befleißigt sich stets, denselben durch Unterwürfigkeit gegen den Orden und seinen Oberen zu beobachten; es wird ihm nicht schwer, aufs Wort zu gehorchen, denn er hat sich seines Willens beraubt und ihn in die Hände seines Oberen übergeben, so dass er seinen Willen nach Gottes Willen regelt. Er empfindet seine Beschwerde, weil er den eigenen und verdorbenen Willen in sich ertötet hat. Er besitzt das Unterpfand des Ewigen Lebens; immer genießt er Ruhe und Friede in der Seele, denn er hat sich von jener Sache, die ihn bekriegt, losgemacht.“ „Da also aus dem Blut so viel Gutes kommt, so muss man, wie gesagt, das Gedächtnis beständig mit heiliger Erinnerung an dasselbe, das mit so großem Feuer der Liebe vergossen, anfüllen, wir sollen keinen Augenblick vorübergehen lassen, ohne dass sich das Auge unseres Geistes das Blut Christi, des Gekreuzigten, vorstelle, in welchem wir des höchsten und Ewigen Vaters Wahrheit, durch das Blut uns geoffenbart, finden. Wohlan denn! Bringen wir unsere Tage so zu, dass die Edelsteine der Tugenden in uns glänzen, die wahren Edelsteine, um deren Erlangung die Diener Christi verkaufen, was sie besitzen, den eigen freien Willen nämlich. Dies verlange ich, darum bitte ich Euch in aller Liebe.“ „Wie selig wird jene Seele sein, die während ihres Lebens ihre Zeit nicht verliert, sondern mit dem Blutespreis Christi diesen Edelstein sich sorgfältig anschaffet und im Weinberg ihrer Seele arbeitet, die Dornen der Eigenliebe und jedes anderen Fehlers ausrotten und die Tugenden, welche wir Edelsteine nennen, hineinpflanzen! Und wohl verkostet Ewiges Leben, wer da einsieht, er habe aus Gnade, und nicht aus Schuldigkeit das Leben des Blutes empfangen, und der mit dem süßen Willen Gottes seinen Willen in Übereinstimmung gebracht hat, nach dessen Abtötung und Wiederbelebung in Gott am Ende dieses Lebens uns die ewige Anschauung Gottes zuteilwird. In wessen Kraft? Nicht in unserer, sondern allein in der Kraft des Blutes, und auf seine andere Art. Deshalb sage ich Euch anfangs, dass, weil es keinen anderen Weg gibt, ich verlangte, Euch das Blut schmecken und lieben zu sehen. Mehr sage ich nicht. Verbleibt in der heiligen und süßen Liebe Gottes.“ Apostel des Kostbaren Blutes: Der heilige Caspar de Bufalo Gott beruft in Zeiten des Unglaubens und der Kirchenverfolgung heilige Männer von ausgeprägtem missionarischen Geist und Heiligenleben. Zu diesen zählt der heilige Caspar de Bufalo, geboren am 6. Januar 1786 in Rom, dort am 28. Dezember 1837, reich an Verdiensten im Rufe großer Heiligkeit gestorben, am 18. Dezember 1904 durch Papst Pius X. selig- und am 12. Juni 1954 von Papst Pius XII. heiliggesprochen. Eine fromme Mutter, eine durch Gebet und Abtötung erzielte reine Jugend sowie eine auffallend innige Liebe zum heiligsten Altarsakrament schufen die Voraussetzungen zu einem würdigen Priesterleben und einem ausgesprochenen apostolischen Geist. 1808 zum Priester geweiht, nahm sich Caspar im Besonderen der ärmeren Volksschichten an. Ihnen predigte er Gabe und Aufgabe des Kostbaren Blutes. Menschenfurcht kannte er nicht, vor Drohungen schreckte er nie zurück. 1810 ereilte ihn unter Napoleon das Los harter Verbannung und Gefangenschaft wegen Eidesverweigerung. In zweijähriger harter Kerkerhaft (1812-1814) reifte unter namenlosen Misshandlungen und bei körperlicher schwacher Gesundheit der Heilige in ihm heran. Die Schmach mit Christus teilen, vertiefte sich Caspar in das Leben Jesu, in die Betrachtungen seines bitteren Leidens. Die Zeit verbringt er im Gebet, in der Belehrung und Bekehrung der Mitgefangenen. Ehrenvolle kirchliche Würden und Ernennungen weist er in männlich starker Demut zurück. Am 15. August 1815 legt er den Grundstein zur Errichtung der Missionskongregation vom Kostbaren Blute. Von jetzt an verzehrt er seine Kräfte ganz im Dienste der Seelsorge durch Missionen, Exerzitien, geistliche Leitung von Priestern und Ordensleuten; in den Gefängnissen wie auf offenen Straßen kündet er das Wort Gottes. Neider und böse Zungen bereiteten bis zum Apostolischen Stuhl durch Verleumdung Trübsal und seelisches Leid. Nichts wurde ihm geschenkt. Aber aus allen Schwierigkeiten wuchs der Heilige zu einer bewunderungswürdigen Seelengröße heran. Hatte der Meister das leibliche Leben für die Seinen geopfert, so vergoss Caspar das Herzblut aus Liebe zur Kirche und in Sorge für seine Stiftung: Der Missionsgesellschaft vom Kostbaren Blute. Das Innenleben des Heiligen ist besonders charakterisiert durch Starkmut im Leiden, durch streng gehütete Keuschheit, durch echte Demut, durchwachsen mit Gottes-und Nächstenliebe. Mit diesem inneren Reichtum als Werk göttlicher Gnade wirkt Caspar persönlich in ununterbrochenem Gebete und besonderer Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria mit. Die Seele seiner Seele war die hinreißende Andacht zum Kostbaren Blute. Gott zeichnete ihn aus durch die Gabe des Wortes, durch Herzenserkenntnis, die Gabe des Rates, wie der Prophezeiung und der Wunder. Sein Leib ruht nach der Heiligsprechung in der Kirche Santa Maria in Trivio, Rom. Das Fest wird am 21. Oktober gefeiert. (entnommen aus: Das Kostbare Blut Jesu Christi, von Pater Paul Griesser, C.PP.S) Der heilige Caspar de Buffalo hatte einen grenzenlosen Eifer für die Verbreitung der Andacht zum Kostbaren Blut. Er opferte seine Kräfte dafür bis auf das Äußerste und predigte unermüdlich darüber. Das große an diesem Heiligen ist seine reife Erkenntnis über die Bedeutung der Verehrung des Kostbaren Blutes. Der Tiefe seiner Erkenntnis entspricht der übermenschliche Einsatz all seiner Kräfte für die Förderung der Andacht zum Blute Jesu. „Als echter Kämpfer unter dem Banner und im Namen des Kostbaren Blutes unseres Herrn Jesus Christus sollen sie (die Missionare vom Kostbaren Blut) nichts für wichtiger halten als die Verehrung (des Kostbaren Blutes) zu fördern und überall hin auszubreiten. Aus dieser Quelle strömt nämlich die Fülle aller Gnaden.“ In seinem Leben galt für den heiligen Caspar folgender Grundsatz: „Ich möchte tausend Zungen haben, um jede Seele für das Kostbare Blut zu begeistern…Könnte ich doch diese herrliche Andacht mit meinem eigenen Blute verbreiten!“ Die selige Maria de Mattias In Vallecorsa, einem kleinen, stillen Dörfchen der römischen Provinz, wurde am 4. Februar 1805 Maria de Mattias, die Gründerin der Schwestern „Anbeterinnen des Kostbaren Blutes“ geboren. Sie entstammt einer alten, angesehenen Familie spanischer Herkunft. Ihre Kindheit verlief friedlich im elterlichen Hause, aber Gott wirkte in der Seele Mariens und zog sie an sich. Ein augenscheinliches Wirken der göttlichen Gnade war ihre vollständige Abneigung gegen kindliche Spiele. Sie fühlte sich vielmehr von ihrer ersten Jugend an hingezogen zu geistlichen, himmlischen Dingen, welche ihr ganzes Herz einzunehmen schienen. Stark beeindruckt wurde sie durch die Berichte aus der Heiligen Schrift, die ihr Vater so schön zu erzählen verstand. In ihrem Eifer für diese Dinge gab sie das Gehörte an ihre Freundinnen weiter und so bildete sich allmählich in ihr die Gabe des Erzählens und Redens aus, die sie während ihres ganzen Lebens zu einer ungewöhnlichen Meisterin des Wortes machte. Ihr anmutiges Äußeres mit dem frischen, kräftigen, energischen Antlitz verband sich mit einem lebhaften und heißblütigen Temperament, so dass sie des Öfteren wie wild durch das Haus sprang und lief, ja sogar sich so manchen unschuldigen Streich erlaubte. War die Mutter mit ihr darüber unzufrieden und tadelte sie, so wurde Maria zornig und sagte weinend: „Was tue ich denn Schlechtes?“ Bei solchem Temperamente, doch stets verbunden mit der Neigung, die ihr Gott ins Herz gelegt hatte, konnte es bei Maria an Kämpfen nicht fehlen. Sie hat tapfer gekämpft und hat auch den Sieg errungen. Mit 16 Jahren erkannte sie durch besondere Anregung der Muttergottes, wie wertlos irdischer Tand und wie vergänglich Weltliches ist; sie löste sich los von Putz, Schmuck und Vergnügen, widmete sich ausschließlich nur mehr Werken der Frömmigkeit und Nächstenliebe und sah ihr Ideal in einem vollkommenen Leben. Sie wartete nur auf einen günstigen Augenblick, ihre Zukunft bestimmen und wählen zu können. Und dieser Moment kam. Vallecorsa war in jener Zeit des Wortes Gottes sehr bedürftig. Es war im März 1812, als der heilige Caspar de Bufalo dort eine Mission hielt. Während einer Predigt glaubte Maria, von dem durchdringenden Blick des Heiligen getroffen worden zu sein, in dem Moment, als er auf das Kreuz, das er in seiner Hand hielt, blickte. Selbst der Heilige hatte in diesem Augenblick eine bestimmte Ahnung, dass sich an diesem Mädchen, das da so nahe unter seiner Kanzel stand, der zweite Teil der Offenbarung der Schwester Agnes vom Menschgewordenen Wort einmal erfüllen werde, die von einer Gründerin eines weiblichen Zweiges einer Kongregation sprach. Der Erfolg des Heiligen in dieser Mission war sehr groß. Als Maria de Mattias das Gute sah, welches sein Werk hervorbrachte, regte sich in ihr der Wunsch, ihn nachzuahmen, indem sie so viel wie immer nur möglich mithelfen wollte, am Heile der Seele zu arbeiten. So wirkte der liebe Gott an dieser ihm so teuren Seele und führte sie langsam ihrem Ziele entgegen. Er wollte sie nämlich zur Stifterin eines neuen Institutes zum Wohle der weiblichen Jugend machen. Im Jahr 1824 wurde Merlini, einer der berühmtesten Schüler del Bufalos, von ihm nach Vallecorsa gesandt, um die Fastenpredigten zu halten. Er wurde der Seelenführer der Seligen und stand ihr in einer Zeitspanne von 38 Jahren mit Rat und Tat treu zur Seite und formte so den geistigen Tempel ihrer Heiligkeit mit liebevoller Geduld und feinem Taktgefühl. Vom Bischof von Anagni als Lehrerin nach Acuto berufen, gründete sie dort am 4. März 1834 das Institut, dessen Titel „Anbeterinnen des Kostbaren Blutes“ und dessen Hauptzweck die Verbreitung der Andacht zum Kostbaren Blut und Erziehung der Jugend neben Krankenpflege und Fürsorge ist. Die Selige sprach häufig in Christenlehren, Vereinen und Versammlungen zu den verschiedensten Volksschichten. Ihre feurigen Worte, getragen von glühender Christusliebe, rissen die Zuhörer hin und weckten in den Seelen Reue und Vorsatz der Besserung. Oftmals sagte Maria de Mattias ihren Schwestern, dass es ihnen nach ihrem Tod besser gehen werde als jetzt und dass das Institut sich gut befestigen werde. Diese Vorhersage ging in Erfüllung: Denn die Kongregation der Schwesternanbeterinnen des Kostbaren Blutes ist gewachsen und hat tiefe Wurzeln gefasst im Schoße der Kirche. Sie setzt ihre Wirksamkeit fort, eine Wirksamkeit, welche der gegenwärtigen Zeit angemessen ist. Da das Institut Gottes Werk ist, obschon es gar manche Schicksalsschläge, manche Stürme der Zeiten durchkämpfen musste, war sein Leben und Fortschritt nie unterbrochen, sondern hat sich im Gegenteil immer mehr ausgebreitet. Gestärkt durch den besonderen Segen Pius IX., der Maria de Mattias sehr hoch schätzte, übergab sie Gott am 20. August 1866 ihre Seele, reich an Tugenden und Verdiensten. Nun hat Pius XII. unter großer Assistenz von sechs Kardinälen, 30 Bischöfen und von 60000 Pilgern die Gründerin Maria de Mattias am 1. Oktober 1950 zur Würde der Seligen erhoben. (entnommen aus: Herold des Kostbaren Blutes, Januar 1951. Der Artikel stammt von Klaus Würzer)
Die selige Schwester Maria-Gabriella wurde am 17. März 1914 zu Dorgali auf der Insel Sardinien geboren. Ihre Eltern waren gläubige und ehrbare Leute. Auf den Rat ihres Beichtvaters trat die Selige in das Kloster der Trappistinnen in Grottaferrata ein. Dieses Kloster wurde verlegt und befindet sich heute in Vitorchiano (Viterbo). Mit Zustimmung der Äbtissin und des Beichtvaters bot Schwester Maria-Gabriella in Demut und Einfachheit ihr Leben Gott für die Einheit der Kirche an. Dieses Opfer nannte sie „meine kleine Gabe“. Sie folgte damit einem inneren Anruf des Herrn, den die Selige als ihre Berufung erkannte. Sie wollte leben und sterben für den sehnlichen Wunsch Jesu: „Damit alle eins sind“. Bei diesem Angebot der Liebe verband sie sich mit Jesus beim heiligen Messopfer, in ihm wollte sich Schwester Maria-Gabriella dem Vater opfern. Sie bat den Herrn, sie als Ganzopfer in allen Kelchen, in allen Hostien, in allen Heiligen Messen darzubringen. Christus nahm ihr Opfer an. Die junge und bisher so gesunde Schwester erkrankte an Tuberkulose, die zunächst vom Hausarzt des Klosters nicht richtig erkannt wurde. Nachdem die besorgte Äbtissin eine Einweisung in das Krankenhaus veranlasste, ergab der Befund, dass die Tuberkulose bereits fortgeschritten war. Schwester Maria-Gabriella erlitt ein verborgenes seelisches Martyrium, da sie sich als Trappistin, die an Einsamkeit und Stillschweigen gewohnt war, im Krankenhaus längere Zeit behandeln lassen musste. Am 29. Mai durfte sie zurück in ihr Kloster und war von nun an wegen der Ansteckungsgefahr auf der Krankenstation. Die Schwester verbarg ihre Leiden unter dem Lächeln. Sie litt an Fieberanfällen, starkem Husten und Atemnot. Dies zehrte sie aus. Bis zuletzt bleiben Verstand und Wille klar, die Äbtissin, die als einzige in der Gemeinschaft von ihrem Angebot wusste, fragte Schwester Maria-Gabriella vor ihrem Tode: „Sie opfern alles auf für die Einheit?“ Die Schwester gab ihr daraufhin deutlich zu verstehen: „Ja, alles“. Am 23. April 1939, dem Sonntag des guten Hirten, starb Schwester Maria-Gabriella. Der Tod war das Siegel der Vollendung ihres Opfers. Sie wurde am 25. Januar 1983 seliggesprochen. Ihre Gebeine ruhen in der „Kapelle der Einheit“ beim Trappistinnenkloster in Vitorchiano. Ein wunderbarer Beweis, welches Wohlgefallen Gott am Opfer der demütigen Trappistin hatte, ist das Evangelium des Sterbetages: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für seine Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirt ist, und dem die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht. Und der Wolf raubt und zerstreut die Schafe. Der Mietling aber flieht, weil er Mietling ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben für meine Schafe. Ich habe noch andere Schafe, welche nicht aus diesem Schafstalle sind; auch diese muss ich herbeiführen und sie werden meine Stimme hören; es wird eine Herde werden und ein Hirt sein (Joh 10,11-16)“.
Wer ist Mutter Catherine Aurelia? Eine Franko-Kanadierin, geboren und getauft in Saint Hyacinthe, Quebec am 11. Juli 1833, das 7. Kind in der Caouette-Familie. Ihre Liebenswürdigkeit war ihr herausragendstes Charakteristikum und kein Zweifel, es war diese Eigenschaft, die sie so beliebt machte. Zuhause bereicherte sie die Erholungsstunden der Familie durch den Charme und die Fröhlichkeit von ihren geistreichen Gesprächen. Sie brachte Entzücken und Glück, immer bemüht, die letzten Wünsche jedes Einzelnen zu erfüllen. Am Fuß von ihrem Kruzifix liebte sie es, ihre Zuflucht nahe bei Jesus zu suchen. Am 30. August 1894 wurde sie in den Dritten Orden vom heiligen Dominikus zugelassen. Sie erhielt den Namen von der seraphischen heiligen Catharina von Siena und von diesem Augenblick an unterschrieb sie immer mit Catherine Aurelia. Während sie auf Licht in der Angelegenheit ihrer Berufung wartete, erlitt sie große innere Leiden und zur gleichen Zeit wurde ihr schwacher Leib von schmerzlichen Krankheiten gequält. Durch außerordentliche Gnaden bereitet der göttliche Meister Aurelia für das große Werk, das er für sie bestimmte. Sie erbat von Bischof Josef LaRocque die Gründung der ersten kontemplativen Gemeinschaft in Kanada, deren Name sein würde: „Anbeterinnen des Kostbaren Blutes, Töchter von Maria Immaculata“. Die Einweihung von dem neuen Institut fand statt am Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes, dem 14. September 1861. Mutter Catherine Aurelia führte das kleine Schiff des Kostbaren Blutes mit Takt und Würde. Ihr Geist war frei, aber geführt von Vorsicht und immer bestimmt von dem Hauptziel des Institutes, das die Anbetung des Kostbaren Blutes war und die Sühne für die Beleidigungen, die es empfängt. Die Arbeit, die am meisten dem Appell des Herzens von der ehrwürdigen Mutter Gründerin zu entsprechen schien, war diese, die Andacht, die sie so intensiv liebte, nah und fern zu verbreiten. Sie konnte sich keinen besseren Weg vorstellen, die Andacht zum Kostbaren Blut zu verbreiten, als neue Klöster zu eröffnen, in denen das Göttliche Blut liebevoll angebetet wurde. Zurück |