|
|
|
Heiliger Erzengel Michael - Entstehung
Der heilige Erzengel Michael ist der Patron Deutschlands und man könnte ihn ebenso als Patron Europas sehen. War er schließlich einmal auch der Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der heilige Erzengel Michael kann betrachtet werden nach der Lehre der Kirche, den Weisungen der Kirchenväter und Kirchenlehrer, anhand der biblischen Schriften und aufgrund der kirchlichen Überlieferung. Zunächst einmal ist das frühe Wirken des heiligen Erzengels Michael überliefert anhand seiner Erscheinung von Chonae, wo er sich dem heiligen Archipus zeigte, dann kennen wir die berühmten Erzengel-Heiligtümer, das Urheiligtum Monte Sant Angelo (490 in Italien), die Engelsburg Castel Sant Angelo (590) und den Mont Saint Michel (708) in Frankreich.
Die Entstehung des Urheiligtums auf dem Monte Gargano, dessen Besuch der heilige Pater Pio immer wieder eindringlich empfahl, ist verbunden mit dem heiligen Lorenzo Maiorano, dem Bischof von Siponto. Auf dem Mont Saint Michel ist die Entstehung verknüpft mit dem heiligen Aubert von Avranches. In England findet man eine Michaels-Insel (Skelling St. Michael). Eine der ältesten Kirchen in Deutschland ist die St. Michaels-Kirche in Fulda. Die Christianisierung Europas begann unter der Schirmherrschaft des heiligen Erzengels Michael und ist eng verbunden mit seinem Urheiligtum auf dem Monte Sant Angelo, welches durch ihn selbst bei seiner ersten Erscheinung im Jahr 490 gegründet wurde. Diese Grottenbasilika ist eine der bedeutendsten Wallfahrtsstätten des Abendlandes.
Kurze Geschichte der Verehrung des heiligen Erzengels Michael in Deutschland und Europa
Vor über 1000 Jahren wurde der heilige Erzengel Michael offiziell durch päpstliche und kaiserliche Autorität als Schutzpatron Deutschlands eingesetzt (Kaiser Karl, der Große durch den seligen Alkuin). Mit der Verkündigung des Evangeliums durch den heiligen Bonifatius (um 700) wurde er den Germanen als „Engel Gottes“ bekannt gemacht und seine Verehrung verbreitet. Auf Wunsch von Kaiser Karl dem Großen richtete die Synode von Mainz im Jahr 813 an Papst Leo III. die Bitte um Erhebung St. Michaels zum „Schutzpatron“ und „Bannerherrn“ des Reiches (Einen bedeutenden Anteil hat auch der selige Alkuin, der herrliche Hymnen zu Ehren des heiligen Michael verfasste und den Erzengel sehr verehrte). Seither begeht man in Deutschland sein Fest am 29. September. Dieses Fest war früher ein Feiertag des Reiches und der Kirche. Der heilige Erzengel Michael gilt als der geistige Träger des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“.
Nach der Teilung des Reiches Karls des Großen (843, Vertrag von Verdun) vollzog die Synode von Tour (858) diese Erhebung St. Michaels zum Schutzpatron eigens auch für Westfrankreich. Am 8. Mai 1429, dem Fest der Erscheinung des heiligen Erzengels Michael, befreite die Jungfrau von Orleans diese Stadt. Alle Könige von Frankreich bis Ludwig XIV. weihten ihr Reich dem heiligen Erzengel Michael.
Als „Schutzpatron“ und „Bannerherr“ bezeugte sich der Engelsfürst am 10. August 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld vor Augsburg. Die heilige Lanze und das St.-Michaels-Banner ließ Otto I. dem Heer voraustragen mit dem Ruf: „O unbesiegbar starker Held, Herzog Michael, führ Du das deutsche Heer ins Feld, Herzog Michael!“
Der heilige Ulrich, Bischof von Augsburg, begleitete die Schlacht zu Pferd mit seinen Gebeten. Der Sieg der Christen über die zahlenmäßig weit überlegenen Ungarn war wichtig, das gesamte Feldheer der Gegner wurde geschlagen, Mitteleuropa war von der Gewalt der Feinde befreit.
Am 2. Februar 962 wurde König Otto I. in Rom von Papst Johannes XII. als Nachfolger Karls des Großen zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. Das „Heilige Römische Reich“ umfasste damals Italien, Deutschland, Österreich, die heutige Tschechei, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Ostfrankreich und einen großen Teil der heutigen Schweiz, deren nationaler Patron und geistiger Träger der heilige Erzengel Michael war. Als St. Michael vom heiligen Kaiser Heinrich II. im Jahr 1022 in seinem Heiligtum auf dem Monte Sant Angelo in Italien erschien, richtete dieser die Bitte an den Erzengel, er möge Deutschland beschützen. Der heilige Erzengel Michael antwortete ihm: „Gewiss, so lange Deutschland dies verdient!“
Der heilige Petrus Canisius, der am Fest der Erscheinung des heiligen Erzengels Michael geboren wurde (8. Mai 1521), erhielt von der Gottesmutter Maria, der Königin der heiligen Engel, als Schutzpatron für sein apostolisches Wirken in Deutschland den Erzengel zugewiesen, als Schutzgeist des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“. Mit Vorliebe stellte er alle seine Mühen und Arbeiten, besonders aber seine Kollegien, deren er viele gründete, unter den Schutz dieses erhabenen Himmelsfürsten und verbreitete überall seine Verehrung. Das verhalf ihm zu großen Erfolgen. Die Entwicklung der deutschen Kultur erfolgte mit dem heiligen Erzengel Michael. Wir haben heute kaum mehr eine Vorstellung über sein häufiges Patrozinium und wie tief er als Kirchenheiliger im Volksbewusstsein verwurzelt war, welche maßgebliches Ansehen im ganzen sozialen Leben und in der öffentlichen Meinung innehatte. Von der großen Bedeutung St. Michaels im bürgerlichen Leben zeugt auch die beachtliche Zahl der Ortschaften, die seinen Namen tragen, es sind deren über 120, dazu noch über 100 in verschiedenen Verbindungen; hunderte von Kirchen, tausende von Kapellen sind ihm geweiht, viele Menschen tragen seinen Namen. – Auch in neuester Zeit hat sich der heilige Erzengel Michael als Schutzpatron Deutschlands erwiesen. Die bedeutende Invasion der Alliierten im Zweiten Weltkrieg fand nämlich in der Nähe von seinem Heiligtum auf dem Mont Saint Michel in Frankreich statt. Und am 8. Mai 1945, dem Fest der „Erscheinung des heiligen Erzengels Michael“ wurde der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und der Deutschen Wehrmacht unterzeichnet. Mögen sich die Deutschen und alle Europäer seines Patronats wieder würdig erweisen und ihn wie die Vorfahren verehren.
Seit der Liturgiereform wird das Fest der Erscheinung des heiligen Erzengels Michael auf dem Monte Gargano vom 8. Mai leider nicht mehr gefeiert. Dies ist schade, denn das Wissen um die Heiligtümer des Erzengels und sein Schutz für Europa ist wertvoll. Wie schön wäre es, wenn am 8. Mai wieder ein Michaelsfest gefeiert werden könnte mit dem Titel „St. Michael, Schutzpatron Deutschlands“ oder „St. Michael, Schutzpatron Europas“. Es ist wichtig, alles zu tun, damit der heilige Erzengel Michael wieder mehr verehrt und angerufen wird.
Die Lehre der Päpste, Kirchenväter und Kirchenlehrer
Der heilige Papst Gregor der Große, 34. Homilie:
„So oft eine Tat voll wunderbarer Kraft vollbracht werden soll, wird Michael gesandt, damit man aus seiner Tat und aus seinem Namen erkennen kann, dass niemand das vermöge, was Gott allein tun kann.“
Der heilige Papst Pius IX., der Verkünder der „Immaculata“ lud die Christenheit dazu ein, den heiligen Erzengel Michael zu verehren und Zuflucht zu seiner Fürsprache zu nehmen. Am 3. Juli 1877 krönte der Papst durch den Erzbischof von Rouen das Haupt des Engelsfürsten in seinem Heiligtum auf dem Mont-Saint-Michel in Frankreich mit einer Krone.
Papst Leo XIII. ermahnte den Klerus und die Laien, ihn, den heiligen Erzengel Michael „mit Inbrunst und ohne nachzulassen“ um Hilfe anzurufen. Er befahl, nach der Heiligen Messe die flehentliche Bitte an den Führer der Engel zu verrichten und verfasste die Oration, die den Namen „Exorzismus von Leo XIII.“ trägt.
Der heilige Papst Pius X. erklärte:
„Wir müssen unerschütterlich daran glauben, dass der augenblickliche Kampf mit Unterstützung dieses gesegneten Erzengels zu einem siegreichen Ende gelangen wird.“
Papst Pius XII. ließ am 8. Mai 1945 den eindringlichen Appell ergehen:
„Entfaltet die Fahne des Erzengels, wiederholt seinen Ruf: Wer ist wie Gott!“
Er verkündete am 8. Mai 1949, „die Zuflucht zum Schutz St. Michaels ist dringender als je zuvor“, nachdem er daran erinnert hatte, dass dieser „der Beschützer und Verteidiger der Kirche und der Gläubigen“ sei, „der Vorsteher des Paradieses, derjenige, welcher die Seelen zu Gott geleitet, der Engel des Friedens und der Bezwinger des Satans“.
Die heiligen Cyprian von Karthago, Irenäus, Clemens von Alexandrien und andere versetzten den heiligen Erzengel Michael in den höchsten Chor der heiligen Engel und zwar an die oberste Stelle desselben, so dass er der erste ist unter den himmlischen Heerscharen.
Der heilige Basilius schreibt:
„O heiliger Michael, ich richte an Dich mein demütiges Flehen, an Dich, den Fürsten der seligen Geister, an Dich, der Du durch die Würde und die Ehre über alle anderen Engel erhoben bist.“
Die heiligen Augustinus, Beda und Bonaventura nennen ihn den Schutzgeist der Sterbenden. Der heilige Augustinus schreibt:
„An ihm ist es also auch, die Seelen im letzten Kampf zu verteidigen und wenn sie von hinnen scheiden, sie aufzunehmen und in den Himmel zu geleiten.“
Nach ihm ist St. Michael, obwohl Fürst des Himmlischen Hofes, am eifrigsten bemüht, der seligsten Jungfrau Maria jede Art von Ehre zu erweisen und erweisen zu lassen, und er harrt immer des ehrenvollen Auftrages aus ihrem Munde, einem ihrer Diener einen Dienst zu erweisen.
Der heilige Thomas von Aquin lehrt, dass der heilige Erzengel Michael der „Princeps“ der Christenheit sei. Er nennt ihn den Schutzengel des regierenden Papstes.
Der heilige Franz von Sales schreibt:
„Die Verehrung des heiligen Erzengels Michael ist das große Heilmittel gegen die Verachtung der Rechte Gottes, gegen die Auflehnung, die Zweifelsucht und die Leugnung Gottes.“
Der heilige Robert Bellarmin lehrt, dass der Kampf St. Michaels und seiner Engel im Himmel (Apok 12,7) gegen den Drachen der klare Beweis sei, dass der Erzengel der Fürst aller Engel ist. Michael und seine Engel! Das heißt, Michael und seine heilige Schar, die ihn als ihren General anerkannte.
Der heilige Alfons Maria von Liguori sagt:
„St. Michael ist besonders vom Herrn beauftragt, uns im Augenblick des Todes beizustehen.“
Pater Pio, der begnadete Beichtvater, war ein getreuer Verehrer des heiligen Erzengels Michael und lehrte seine Beichtkinder, Buße zu Ehren des Fürsten der himmlischen Heerscharen zu verrichten, um seine Fürbitte zu erlangen. Die Gläubigen, die zum Monte Sant‘Angelo pilgerten, ersuchte er dringend, in seinen Anliegen den Schutzgeist der Christenheit im dortigen Heiligtum anzurufen, das nur eine Wegstunde vom Kloster der Kapuziner entfernt ist.
Pater Pio sagte vom heiligen Erzengel Michael:
„Er ist immer hier“.
Unser Heiliger Vater, Papst Johannes Paul II., hatte im Heiligtum St. Michaels auf dem Monte Sant’Angelo in Italien am 24. Mai 1988 den Erzengel angerufen, „damit er die Heilige Kirche beschütze und verteidige“.
„Im Namen der ganzen Kirche“ betete er das Gebet zum heiligen Erzengel Michael von Papst Leo XIII.
„Kein Engel Gottes ist größer als St. Michael“ (von Bischof Lawrence Graziano† aus Spanien).
Der heilige Michael, erfüllt mit Eifer für Gott, den Allmächtigen, trat als Verfechter für Gottes Glorie hervor, bestärkte jene guten Engel in ihrer Anbetung, die sich Luzifer noch nicht angeschlossen hatten. Mit dem Ruf: „Wer ist wie Gott!“ stießen sie die rebellischen Engel, zusammen mit ihrem abtrünnigen Führer, vom Himmel hinunter in den Abgrund der Hölle. Durch diesen großen Sieg erwarb sich der heilige Erzengel Michael unaussprechliche Verdienste für unseren höchsten Gott. Wenn die Verdienste des heiligen Paulus oder des heiligen Franz von Assisi so groß sind (durch ihr apostolisches Wirken gewannen sie viele Seelen für den Himmel), wie groß müssen die Verdienste des heiligen Michael sein, der durch seine Bemühungen Myriaden glorreicher Engel in ihrer Treue zu Gott bestärkte? Deshalb ließ der allmächtige Gott – wie auch kirchliche Schriftsteller der Meinung sind – jene Geschenke und Vorrechte dem heiligen Michael zuteilwerden, die Luzifer vor seinem Fall besessen hatte; nun besitzt St. Michael all diese Größe und Macht und Majestät, mit welcher Luzifer damals ausgestattet war. Seitdem sind Heilige und Doktoren der Kirche der Überzeugung, dass keiner von Gottes Engeln größer ist oder gar gleiche Verdienste wie St. Michael aufzuweisen hat. Er darf deshalb mit Recht als der Fürst der himmlischen Heerscharen betrachtet werden. Diese Meinung wird durch die Kirche selbst bekräftigt, die ihm den Titel „Fürst des Paradieses“ verleiht und hinzufügt, dass ihm alle Engel Hochachtung zollen. Wie hoch St. Michael von Gott, dem Allmächtigen, geschätzt wird und wie Gott ihn unter allen seinen anderen Engeln ehrt, dürfen wir aus den wichtigen Aufträgen schließen, die er verschiedene Male dem heiligen Michael anvertraut hat.
Der Allmächtige Gott vertraute St. Michael nicht nur den Schutz der Kirche des Alten Testaments und seiner Auserwählten an, sondern auch im Neuen Bund die Kirche Christi und die gesamte christliche Gemeinde; seinen liebsten und kostbarsten Besitz, welchen er durch seine Mühen und Arbeit erwarb, durch das Leiden und Sterben seines eingeborenen Sohnes. Beweist diese Tatsache nicht, dass Michael eine höhere Ehre Gottes genießt als all die anderen Legionen seiner Engel? Seit der allmächtige Gott selbst St. Michael aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste, die er sich um die Verteidigung der göttlichen Glorie erworben hat, über alle Engel und Erzengel erhoben hat, muss es sein ernster Wunsch sein, dass auch wir ihm eine besondere Ehre erweisen. Folglich sehen wir in der christlichen Kirche, dass Gott seinen gläubigen Diener Michael durch verschiedene Erscheinungen und eindrucksvolle Wunder gerühmt hat, damit wir die große Bewunderung und Achtung für ihn begreifen können und ihn unter allen himmlischen Heerscharen rühmen. Tatsächlich sehen wir, dass so lange die Kirche besteht, St. Michael von allen Nationen und Ländern geehrt wurde. Unter den Beweisen dieser besonderen Hingabe an den Fürsten der Engel sind die zahllosen Kirchen und Altäre, die ihm gewidmet sind, die vielen Bruderschaften und gottesfürchtigen Vereinigungen, die unter seinem Schutz stehen, die verschiedenen Huldigungen für ihn durch die Gläubigen und das jährliche Fest, das zu seinen Ehren von der Kirche begangen wird. Unter seinem Schutz befinden sich nicht nur einzelne Gemeinden sondern die gesamte Katholische Kirche mit ihren verschiedenen Diözesen und religiösen Aufgaben. Sein Amt ist es, all dies zu bewachen und zu beschützen gegen die gefürchteten und fortgesetzten Angriffe des Satans und seiner Kräfte. Das Wohlergehen der gesamten Kirche wird seiner Obhut anvertraut. Welch eine bedeutende Verpflichtung ist das! Und welche Kraft Gottes ist notwendig, wie solch besondere Ehrerbietung und Hingabe an diesen großen Freund des Allmächtigen Gottes zeigen.
St. Michael in der Heiligen Schrift
Im Alten Testament:
„Mir aber widersetzte sich der Fürst des Perserreichs wohl 21 Tage lang, jedoch Michael, der ersten Fürsten einer, kam mir zu Hilfe und ich blieb dort bei dem Könige von Persien.“ (Dan 10,13)
„Gleichwohl will ich Dir kundmachen, was schriftlich verzeichnet ist im Buche der Wahrheit: Denn keiner steht mir zur Seite gegen alle jene, als nur Michael, Euer Fürst.“ (Dan 10,21)
„Zu jener Zeit aber erhebt sich Michael, der große Fürst, der den Söhnen Deines Volkes Beistand leistet: Denn es wird eine Zeit geben, wie keine war seit Völker sind bis zu jener Zeit. Doch zu jener Zeit wird Dein Volk gerettet, jeder, der im Buche verzeichnet wird erfunden.“ (Dan 12,1)
Im Neuen Testament:
„Selbst Michael, der Erzengel, als er mit dem Teufel rechtend, um den Leib des Moses stritt, wagte es nicht, ein lästerndes Fluchurteil gegen ihn zu fällen, und sagte nur: Der Herr gebiete Dir!“ (Jud 9)
„Und es erhob sich ein großer Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Aber sie hielten nicht stand und ihres Bleibens ward nicht länger mehr im Himmel. Und geworfen ward jener große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel genannt wird, und Satan, welcher die ganze Welt verführt; und er ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm gestürzt.“ (Apok 12,7-9)
In dem Gebetbüchlein „Andacht und Gebete zum heiligen Erzengel Michael - Die Erscheinungen des heiligen Erzengels Michael auf dem Monte Gargano“, herausgegeben vom Heiligtum des heiligen Erzengels Michael auf dem Monte Sant’Angelo lesen wir:
„Die Erscheinungen – Der berühmteste Platz, an dem der Erzengel Michael verehrt wird, ist San Michele auf dem Gargano. Dieser Ort ist in Italien genauso bekannt wie in England, Frankreich oder Deutschland.
| | Glockenturm beim Eingang des Heiligtums Santuario San Michele auf dem Monte Sant Angelo, Fotograf: Idéfix, Wikimedia Commons |
1. Erscheinung (490)
Die Geschichte der ersten Erscheinung des Erzengels wird in einer Legende überliefert. Sie geht zurück in die Zeit des Pontifikats von Gelasio I. Damals war der heilige Lorenzo Maiorano Bischof von Siponto.
Eines Tages ging Elvio Emanuele, einem Adeligen des Monte Gargano, der schönste Stier seiner Herde verloren. Nach tagelangem Suchen fand man ihn auf einem Berg am Eingang einer unzugänglichen Grotte niederknieend. Um seiner habhaft zu werden, konnte man ihn nur mit einem Pfeil erschießen. Doch als man nach ihm schoss, wandte sich das Wurfgeschoss zurück und traf den Schützen. Die Neuigkeit dieses unerklärlichen Ereignisses überbrachte man dem Heiligen Bischof Lorenzo, der daraufhin für drei Tage eine Bet-und Fastenzeit anordnete.
Am dritten Tag erschien ihm der Erzengel Michael und sprach: „Ich bin der Erzengel Michael, ich schaue immer in das Angesicht Gottes. Diese Höhle habe ich als mein Heiligtum auserwählt. Vergießt nicht mehr das Blut des Stieres. Dort, wo sich der Fels öffnet, sollen die Sünden der Menschen vergeben werden und diejenigen, die im Gebet danach verlangen, sollen erhört werden. Gehe deshalb auf den Berg und übergebe die Grotte dem christlichen Kult“. Doch der Bischof war unentschlossen, denn auf dem Berg lebte noch der heidnische Kult und so schob er den Auftrag des Erzengels auf.
2. Erscheinung (492)
Zwei Jahre später, im Jahre 492, wurde die christliche Stadt Siponto von heidnischen Soldaten Ottoakars belagert. Die Stadt war am äußersten Punkt ihrer Verteidigungsmöglichkeiten angelangt, doch Lorenzo konnte von den Belagerern einen dreitägigen Waffenstillstand, währenddessen er Buße und Gebete abhalten ließ, erlangen.
Da erschien wieder der Erzengel Michael und versprach den Einwohnern von Siponto Hilfe gegen die Angriffe der Feinde. Die Sipontiner vertrauten ihm zuversichtlich. Gegen 10 Uhr vormittags kam ohne vorherige Ankündigung ein ungeheures Unwetter auf: Sand und Hagel überfielen die Scharen des Ottoakar und versetzten sie so sehr in Schrecken, dass sie schleunigst die Flucht ergriffen.
Siponto war gerettet. Bischof Lorenzo befahl eine Dankprozession und das Volk erstieg den Berg des Erzengels, wagte aber nicht, die Heilige Grotte zu betreten.
3. Erscheinung (493)
Im Jahre 493, dem dritten Jahr nach der ersten Erscheinung des Erzengels, war der Bischof immer noch unentschlossen, die Anordnung des Erzengels auszuführen und fragte die päpstliche Regierung um Rat, wie er sich der Grotte gegenüber verhalten solle.
Von Rom aus gab man ihm auf, zusammen mit den Bischöfen der Umgegend, nach einer dreitägigen Fastenzeit die Grotte zu betreten und für die Kirche in Besitz zu nehmen.
Zum dritten Mal erschien nun der Erzengel Michael und gab Anweisungen. Er sprach: „Es ist nicht notwendig, die Grotte als Kirche zu weihen, denn ich habe sie schon durch meine Anwesenheit geweiht. Tretet in meiner Anwesenheit ein und beginnt zu beten und zelebriert das Heilige Messopfer. Offenbart, wie ich diesen Ort geweiht habe“.
Endlich gehorchte der Bischof.
Als er in die Grotte eingetreten war, fand er einen Altar dort, der von einem roten Tuch bedeckt war. Darauf stand ein Kreuz aus Kristall: Es war so, wie es der Erzengel vorausgesagt hatte. Am Eingang hat der Abdruck eines kleinen Fußes ein Zeichen der Anwesenheit des Erzengels bewahrt.
Bischof Lorenzo begann nun am Grotteneingang eine Kirche zu errichten, die am 29. September geweiht wurde. Die Grotte selbst aber ist als christlicher Kultplatz der einzige Ort, der nicht durch Menschenhand geweiht worden ist (Ausnahme ist auch der Altar im Kloster Einsiedeln) und der Altar hat niemals einen heiligen Stein besessen. Durch die Jahrhunderte hindurch trug die Grotte den Titel: „Himmlische Basilika“ – „Celeste Basilica“.
| | Eingang zum Heiligtum des hl Erzengels Michael - Santuario di San Michele Arcangelo - auf dem Monte Sant Angelo, Inviaggiocommons, Wikimedia Commons |
4. Erscheinung (1656)
Die schreckliche Pest des Jahres 1656 forderte auch im Gargano ihre Opfer. Daher setzte der Erzbischof Alfonso Puccinelli Bet-und Fastenzeiten fest, um die Hilfe des Erzengels Michael zu erflehen. Daraufhin erschien der Erzengel am 25. September 1656 erneut. „Ich bin der Erzengel Michael“, sagte er, „wer auch immer die Steine dieser Grotte berührt, wird von der Pest befreit sein. Segne die Steine und verkünde dies im Zeichen des Kreuzes und in meinem Namen“. Der Bischof rief diese wunderbare Verkündigung aus und das Volk ergriff mit Glaubenseifer die Steine. Die Pest wich zurück.
Geweihte Felsstücke aber sind noch heute ein Glaubensverlangen der Pilger, die sie in Prozessionen wegführen und im Land verbreiten. Fünfzehn Jahrhunderte einer ruhmreichen und erinnerungswürdigen Geschichte des Heiligtums auf dem Gargano sind vergangen, eines Ortes, der zu den ersten berühmten Stätten der Christenheit zählt.
Gottes Spuren auf Erden sind an heiligen Stätten in Palästina gegenwärtig. Die Gräber der Apostel in Rom und in Santiago di Compostella dokumentieren die Lebenszeit der ersten christlichen Menschen und die Grotte des Erzengels Michael auf dem Gargano ist in Zeichen der Engel.
Die heilige Grotte auf dem Gargano wurde ununterbrochen von zahlreichen büßenden und betenden Pilgern besucht, die im Abendland die Verehrung des Erzengels Michael verbreiteten. Die Pilgerscharen heute verehren den Erzengel noch genauso glühend, wie die namenlose Menge der Pilger vergangener Jahrhunderte oder wie durch die Zeiten hindurch die Päpste „Gelasio I., Urban II., Gregor X., Sankt Coelestin V., Johannes XXIII., Johannes Paul II.), die Kardinale, die Herrscher (Ludwig II., Otto III., Heinrich II., Mathilde von Canossa, Karl von Anjou, Ferdinand der Katholische, die bourbonischen Könige Ferdinand I. und Ferdinand II.), die Regierungschefs und Minister und die Heiligen (Anselm, Bernardo di Chiaravalle, Wilhelm von Vercelli, Franz von Assisi, Birgitta von Schweden, Gerhard Majella, Pater Pio und andere). Nach Umbauarbeiten wurde die Grotte am 21. März 1970 wiedereröffnet und den Benediktinern von Montevergine bei Avellino übergeben. Neben den Pilgern, die heute wie in der Vergangenheit aus Italien, England, Frankreich und Deutschland kommen, sind jetzt auch solche aus zahlreichen anderen weiteren Nationen getreten, die alle in der wunderbaren Grotte des Gargano im Namen des unsterblichen Erzengels Michael Stärkung und Frieden suchen.“ (derzeit wird die Grotte betreut von polnischen Ordenspriestern aus der Kongregation des heiligen Michael).
Ein weiteres berühmtes Heiligtum des heiligen Erzengels Michael ist das Wunder des Okzidents, der Mont-Saint-Michel. Dort wird am 16. Oktober das Fest der Weihe der Abteikirche gefeiert durch den heiligen Aubert von Avranches im Jahre 709.
| | Foto des Mont-Saint-Michel im Dezember - französisches Michaelsheiligtum in der Normandie, Foto: Ines Urdaneta, Wikimedia Commons |
In der Internet-Enzyklopädie Wikipedia lesen wir unter dem Stichwort Aubert von Avranches:
„Autbert oder Aubert von Avranches (†18. Juni 725 in Avranches, Normandie) war Bischof von Avranches und Gründer der Abtei Mont-Saint-Michel. Aubert zog sich wiederholt auf die felsige Gezeiteninsel zurück, auf der seit dem 6. Jahrhundert zwei Einsiedeleien bestanden. Nach der Legende erschien ihm im Jahre 708 in einer Vision der Erzengel Michael und forderte ihn auf, auf der Felseninsel eine Kapelle zu bauen. Als Aubert darauf nicht achtete, sei der Engel ihm wieder erschienen und habe ihm diesmal den Finger in seinen Schädel gebohrt. Nach der dritten Erscheinung wurde der Bau begonnen und am 16. Oktober 709 eingeweiht. Dazu beschaffte Aubert Reliquien des Erzengels aus Monte Sant‘Angelo und besetzte die Kirche mit zwölf Kanonikern.
| | Der Mont-Saint-Michel am Septembermorgen, 15. September 2011, Foto: Vlachenko, Wikimedia Commons |
Nach seinem Tod wurde Aubert auf seinen Wunsch in der Kapelle auf dem Mont-Saint-Michel bestattet. 1012 wurden seine Gebeine aufgefunden, in einem neuen Schrein beigesetzt und der Kopf gesondert verwahrt. Während der Französischen Revolution wurden die Reliquien geplündert und zerstreut. Ein durchbohrter Schädel befindet sich heute als Reliquie in der Kirche St. Gervais in Avranches. Er galt lange Zeit als prähistorisches Zeugnis einer Trepanation, scheint aber tatsächlich aus dem Mittelalter zu stammen.
| | Reliquiar mit dem Haupt des hl. Bischofs Aubert in der Basilika Saint-Gervais, Avranches, Foto: Tango7174, Wikimedia Commons |
Aubert gilt in der Römisch-Katholischen Kirche als Heiliger. Sein Gedenktag ist der 10. September.“
| | Statue des hl. Erzengels Michael in der Kirche Sankt Petrus auf dem Mont-Saint-Michel, Foto von Giogo2012, Wikimedia Commons |
| Statue des hl Erzengels Michael auf der Spitze der Abteikirche des Mont-Saint-Michel, Fotograf: Thomas Doussau, Wikimedia Commons |
| Der Mont-Saint-Michel bei Ebbe mit den Salzweiden (Sonnenuntergang), Foto: TCY, Wikimedia Commons |
| Sonnenuntergang über der Bucht des Mont-Saint-Michel, Foto: C6P, Wikimedia Commons |
| Der Mont-Saint-Michel und Tombelaine, Luftaufnahme 17. Juni 2006, Foto: Uwe Küchler, Wikimedia Commons |
Weitere Michaels-Heiligtümer sind, wie schon genannt, das Michaelion in Konstantinopel durch Kaiser Konstantin, die Engelsburg in Rom und das Heiligtum des Erzengels Michael in Chonae. In Mexiko gibt es ein Heiligtum des Erzengels in Tlaxcala und in Irland die alte iroschottische Mönchsinsel Skelling Islands.
| Skellig Michael, die irische Insel, Friedhof, Foto: Jibi44, 2006, Wikimedia Commons |
|
Zurück
|